Montag, 9.12 Uhr. In seiner Werkstatt in Walzbachtal liegt Harald Nedwig unter einem Oldtimer. Seine Hände sind schon lange nicht mehr sauber. Hoch konzentriert sucht sein Blick jeden Millimeter des Unterbodens ab. Er kennt das Modell in und auswendig. „Zeig mir irgendeine Schraube, und ich weiß, wo sie hinkommt“, verrät er. Dass er nicht übertreibt, sieht man, wenn er zeigt, wie er einen Motor auseinandernimmt und wieder zusammensetzt. Das ist besonders dann notwendig, wenn ein Fahrzeug viele Jahre in einer Garage stand. Denn ist im Innern des Motors in der langen Zeit Korrosion entstanden, die Zylinder zum Beispiel verrostet – dann „macht sich der Motor beim Starten völlig kaputt“, sagt Harald. Lieber nachschauen und vorsorgen.
Wie kein anderer.
Wie kein anderer.
Wie kein anderer.
Harald ist leidenschaftlicher Perfektionist. Er restauriert Autos wie kaum ein anderer. Vor manchen Herausforderungen hat er Respekt. Aber zu groß ist ihm keine. Er freut sich, wenn er für alte Modelle Ersatzteile findet. Nicht immer gelingt das. Ist ein Blech nicht mehr zu beschaffen, macht er es selbst. Denn das kann er. In liebevoller Handarbeit bringt er es in die perfekte Form. Schon während seiner Ausbildungszeit hat er mit Begeisterung mit Metall gearbeitet. Bevor er seine Leidenschaft für das Restaurieren von Autos entdeckte, war er der beste Isolierer Baden-Württembergs. Aber das ist lange her. Seit 13 Jahren gilt seine berufliche Leidenschaft den Old- und Youngtimern. Denen hat er sich komplett verschrieben.
Harald spricht liebevoll von den Fahrzeugen, die er restauriert. Er entwickelt eine Beziehung zu ihnen. Entdeckt ihre Eigenheiten und Stärken. Er liebt die Karosseriekunst der italienischen Autobauer, „wie die Bleche perfekt aufeinander kommen, und wie und wo die Verstärkungen eingeschweißt sind“, das fasziniert ihn. Genauso hat er Respekt für eine alte Ente: „Die Einfachheit. Alles was an dem Auto dran ist, hat einen Grund und ist nur deswegen da. Da ist kein bisschen Schnickschnack dran.“ Und die persönlichen Geschichten, die in den Autos stecken, kann er gut nachvollziehen. Der alte BMW, den ein Kunde aus Studienzeiten aufgehoben hat. Den Käfer, den jemand unbedingt zur Hochzeit fahren möchte, der für ein ganzes Lebensgefühl steht. Dass seine Kunden manchmal selbst gerne Hand mit anlegen, ist für Harald völlig in Ordnung, ja sogar willkommen. Dann ist er beratend zur Stelle, übernimmt die kniffligen Aufgaben. Er möchte ein perfektes Ergebnis. Manchmal sind die Autos, die aus seiner Werkstatt herausfahren, wie neu. Wenn nicht besser.
Ihn treibt die Wißbegier.
Ihn treibt die Wißbegier.
Ihn treibt die Wißbegier.
Der Restaurator ist ein neugieriger Mensch. Auf Urlaub könnte er verzichten. Wenn, dann um etwas zu lernen. Er hat einmal in Schweden gearbeitet. Die Landschaften mit den wenigen Menschen, die haben ihn fasziniert. Wirtschaftsgeschichte, Verhaltensökonomie und Gesellschaftsgeschichte, das findet er spannend. Darüber liest er viel. Harald ist überzeugt, dass man von der Vergangenheit viel mehr lernen könnte als das im Moment getan wird.
Ob es Tage gibt, an denen seine Hände nicht nach Werkstatt riechen? Schwer zu sagen. Ob es etwas gibt, das er an seinem Job nicht liebt? Ja, die Büroarbeit. Vielleicht findet er da ja mal Verstärkung. Ob es ein Auto gibt, an das er sich nicht herantrauen würde? Nein, keins! Ob seine kleine Tochter Autos cool findet? „Ihr erstes Wort war jedenfalls Auto, nicht Mama“, so der Restaurator ein bisschen stolz. Ob er noch andere Hobbies als Autos hat? Hm. Ja, Modelleisenbahn, Spurweite TT. Aber dafür hat er im Moment weder Platz noch Zeit. Was sein Traumauto ist? Da überlegt er eine Weile. Ein Ferrari 400i vielleicht. Schnelle Fahrzeuge, das hat was. Vielleicht steht ja demnächst einmal einer in seiner Werkstatt. Zur Restauration.